Die Ideen stammen aus einer Andacht, dich ich vor Gymnasial-Lehrer/innen im Haus Birkach gehalten habe. Sie passt gut zum gerade laufenden Openreli-Kurs, deshalb habe ich sie aus den Tiefen der Festplatte hervorgeholt … Und heute dauert es so lang, bis man in den Gottesdienst darf. Diese blöde Zeitumstellung 🙁
Zweifel ist ein wunderschönes elementares Wort: Die Substantivierung von Zwei, Zwiefalt. Etwas könnte so oder auch anders sein.
Dass Zweifel nicht nur negativ sind, sieht man am Gegenwort Einfalt. Wer will schon gern einfältig sein, ein Trottel, der alles glaubt ohne Alternativen zu prüfen? Für René Descartes ist der Satz dubito ergo sum, ich zweifle also bin ich, identisch mit dem bekannteren cogito ergo sum und der Beginn aller Philosophie.
Wie ist es mit dem Glauben an Gott? Hier wünschen wir uns doch – ich zumindest – dass das alles etwas einfacher wäre, zweifelsfrei. Dass wir besser beweisen könnten, dass am Glauben etwas dran ist, mit mathematischer Gewissheit. Der ontologische Gottesbeweis des österreichischen Mathematikers Kurt Gödel (1906 – 1978) aus dem Jahr 1970 gilt als der einzige Gottesbeweis, der unwiderlegbar ist. Wissenschaftlern der Freien Universität Berlin und der TU Wien ist es eben erst gelungen, Kurt Gödels berühmten Gottesbeweis mit einem Computerprogramm zu überprüfen. Kein Zweifel, Gott existiert, wenn die Prämissen stimmen. Ein schönes Bild des Gottesbeweises findet man hier: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Computerprogramm-bestaetigt-Goedels-Gottesbeweis-1942504.html
Wo kommt der Zweifel in der Bibel vor? Zum Beispiel hier in Daniel 2,47: Der König antwortete Daniel und sprach: Es ist kein Zweifel, euer Gott ist ein Gott über alle Götter und ein Herr über alle Könige.
Wie kommt Nebukadnezzar zu dieser Aussage? Der Babylonierkönig hatte einen bedeutungsvollen Traum. Und statt ihn seinen Weisen zu erzählen und sie dann deuten zu lassen, will er den Traum von ihnen hören. Zweifelsfrei will er wissen, dass die Deutung keine menschengemachte ist, sondern direkte göttliche Inspiration. Die babylonischen Weisen erklären ihn für verrückt, das kann keiner …, und der König will sie in seinem Zorn alle umbringen lassen. Da meldet sich Daniel – ich will Dir den Traum deuten und Gott offenbart ihm in der Nacht den Traum des Königs: Es ist das berühmte Bild vom Koloss auf tönernen Füßen, der durch einen Stein zermalmt wird – die Deutung beschreibt das Ende des babylonischen und persischen Großreichs.
Und dann dieser Satz des heidnischen Königs: Es ist kein Zweifel, euer Gott ist ein Gott über alle Götter und ein Herr über alle Könige. Der Gott eines kleinen, verschleppten Juden, der Gott JHWH, der in ganz Babylonien keinen Tempel hat, dieser Gott ist der größte!
Es ist eine Glaubenserfahrung, die zur Gewissheit führt, ein Wunder, das von Menschen provoziert wurde, aber nicht von Menschen gemacht werden kann.
Bei uns meldet sich natürlich sofort wieder der Zweifel: Ist das wirklich so passiert? sind solche Wunder nicht immer ein wenig übertrieben wie in der Antike üblich? Warum lesen wir von Daniel nur in biblischen und nicht auch in babylonischen Quellen?
Kein Zweifel sagt Nebukadnezzar, Gott ist der größte. Können auch wir dahin kommen, dass die Zweifel verstummen? Zweifel ist die Kehrseite des Glaubens, beide sind wie Zwillinge, die immer gemeinsam auftreten. Wenn ich alles auf eine Karte setze und mutig auf den Skat reize, kann es auch sein, dass ich mich verzockt habe. Von Blaise Pascal stammt ja diese schöne Idee von der Wette. Auch wer nicht an Gott glaubt, hat ja innerweltlich keine letzte Sicherheit, dass er recht hat. Aber die Folgen, wenn Gott doch existiert, sind nicht auszumalen: Das Leben verfehlt und im Jenseits im besten Fall ein böses Erwachen. Während wir Glaubende nichts zu verlieren haben: Gläubige Menschen sind nachweislich glücklicher und resilienter, wer einen Sinn im Leben sieht, gestaltet sein Leben bewusster und besser.
Wir leben mit der Hoffnung auf ein Jenseits, in dem es keine Zweifel mehr gibt, in dem alle Fragen beantwortet oder obsolet sind. Davon redet Paulus in Röm. 8,38f: Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.
Wenn da nichts dran sein sollte, haben wir für dieses Leben nichts verloren. Für das Jenseits macht es keinen Unterschied. Aber wenn uns wie Paulus diese Gewissheit geschenkt wird und sie wahr ist, dann brauchen wir den Zweifeln nicht mehr Raum geben als nötig. Dann können wir immer wieder zu Gott beten: Ich glaube, hilf meinem Unglauben. Dann können wir auch gegenüber Schülerinnen und Lehrerkollegen zu unseren Zweifeln stehen und doch für den Glauben werben.
Zum Schluss noch ein nachdenkenswerter Text von Gerd Theißen aus seinem kritischen Katechismus: (32. Warum bleibt Gott unsichtbar) [den ich hier wohl nicht einfach einstellen darf, das Buch lohnt sich aber sehr!].
Was denkt ihr zum Thema Zweifel und Gottesbeweise? Man darf (nicht nur als Openreli-Teilnehmer) gern (nach einer kurzen wegen Spam nötigen Anmeldung) die Kommentarfunktion des Blogs nutzen.
Übrigens geht es auch am Dienstag ab 20 Uhr im #Edchatde auf Twitter um das Thema Glaubwürdigkeit religiöser Bildung. Ich bin da auch beteiligt. Es lohnt sich sogar, sich dafür einen Twitter-Account zuzulegen, so viel Spaß macht das!
Der Geist Gottes offenbart uns:
Wenn wir Glauben haben an die Verheißung Gottes und nicht irgendwie zweifeln,
so werdet wir nicht allein Mögliches,
sondern auch Unmögliches geschehen lassen.
Also zweifle nicht in deinem Herzen,
sondern glaube,
dass geschieht, was Er sagt,
dem wird es werden.
Hab Vertrauen und Geduld mit deinem Vater, besonders wenn alles dagegen spricht.