Ein weites Herz für Zachäus – eine Inklusionsgeschichte

Andacht gehalten im Haus Birkach am 9. März 2016

Es ist das Herz ein trotzig und verzagt Ding, wer kann es ergründen? (Jer. 17,9) Die Fastenkampagne “7 Wochen ohne” steht dieses Jahr unter dem Motto: Ein großes Herz. 7 Wochen ohne Enge. (vgl. http://www.7-wochen-ohne.de). Am Montag haben wir etwas über die Wut gehört. Aus dem Herzen keine Mödergrube machen.

Heute geht es um ein kleines, verzagtes Herz. Das von Zachäus. Vielleicht auch das von uns. Ihm ging es so wie es vielen geht, die anders sind als andere. Zu klein, zu groß. Zu langsam, emotional zu instabil. Zu intelligent. Zu dumm.

Wie wir äußerlich sind hat Folgen für unser Herz. Es verändert sich. Manchmal aus reiner Angst. Manchmal aber auch, weil die anderen einen festlegen auf eine Rolle. Zachäus wollte sein enges Herz füllen mit dem, was schnell ein fröhliches Herz verspricht: mit Geld. Wenn ich einmal reich bin, la la la la la. Und er war es. Er war ja nicht dumm. Mit dem richtigen Posten als Zöllner war es keine echte Kunst, da blieb was hängen. Nicht zu knapp.

Aber sogar Geld hat seinen Preis. Es schafft Neider, erst recht, wenn man andere über den Zöllner-Tisch zieht.

Als Jesus nach Jericho kommt, merkt Zachäus, dass er abgemeldet ist. Ganz nach vorn traut er sich nicht, von hinten sieht er nichts. Er muss nach oben. Am besten heimlich. Das Herz schlägt ihm hoch bis zum Hals.

Erst recht, als Jesus ihn erblickt. Komm runter. Erde dich. Bleib auf dem Boden. Öffne dein Haus und dein Herz – für mich. Jesus hat ein großes Herz, gerade für die, die am Rand stehen und leicht auf die Palme gehen.

Anders die Normalos. Die ärgern sich grün und blau. Zachäus hat Dreck am Stecken. Geld klebt an seinen Fingern. Dass er klein ist, anders als wir, ok. Aber muss er deshalb ein Schwein sein, gemein sein?

Als Jesus in sein Haus kommt, merkt Zachäus endgültig: Ich bin geliebt. Wie die vertrocknete Rose von Jericho geht sein Herz auf, wird weit und groß.

Er feiert als gäbe es kein morgen. Er teilt das Geld mit vollen Händen aus, als müsste er nie wieder welches einnehmen. Durch Jesus erfährt er Vergebung. Wie auch wir, beim Abendmahl am Feiertisch des Herrn. Bei jedem Vater unser, wenn wir beten: “und vergib uns unsere Schuld”.

Zachäus hat eine Verwandlung erlebt. Die wünsche auch ich mir. Durch diese Fastenzeit. Durch Jesus, der uns inkludiert und einschließt in die Gemeinschaft der Kinder Gottes, bei denen es egal ist, wie klein oder groß sie im normalen Leben sind.

Gebet

Herr, unser Gott, Du stellst unsere Füße auf weiten Raum. Wir bitten dich für diesen Tag: Mach uns mutig, unsere Wege zu gehen, auch neue, auf Menschen am Rand zu. Zeige uns, zu wem wir gehen sollen. Gib uns Kraft für den nächsten Schritt, wo wir nicht mehr weiter wissen. Hilf uns, in unserem Nächsten Dich zu erkennen.

Wir bitten dich um ein weites Herz, das sich nicht klein macht trotz seiner Verletzlichkeit. Hilf uns, neu anzufangen wie Zachäus. Zu geben statt zu nehmen. Zu hören statt immer nur zu reden.

Herr, unser Gott, wir bitten dich für deine Kirche. Oft fühlen wir uns kraft- und leblos. Gib du uns deinen Geist. Lass unser Haus und unsere ganze Kirche einen Ort der Herzlichkeit und Menschenfreundlichkeit sein und noch mehr werden. Dass sie kommen dürfen, wie sie sind. Und Veränderung und Heilung erfahren.

Amen

Zur Entstehung der Bilder

Die Bilder sind entstanden bei den Dialog-Tagen für Religions- und Förderpädagogik 22./23. Februar 2016 in Herrenberg (vgl. den Flyer:  http://ptz-stuttgart.de/uploads/media/2016-02-Flyer_Dialogtage.pdf). Das Thema war: “Bibel für alle ‚Exklusive‘ Geschichten inklusiv unterrichten”

Bibeltext

Die Geschichte von Jesus und Zachäus findet sich hier in der Basisbibel: https://www.basisbibel.de/basisbibel/bibeltext/basisbibel/bibeltext/lesen/stelle/52/190001/190009/ch/3f693afe32de56d390981b57336c3812/