… und zum Song “Christ is lower still” Ein Teil meiner Passionsandacht vom 26.3.24 in der Kemnater Bartholomäuskirche.

Schriftlesung: Mk. 15,6-20

Einführung zum Video

In der Nähe von Genua gibt es ein Märtyrergrab. Der Bischof San Fruttuoso ist dort beigesetzt und später entstand dort eine Benediktinerabtei. Die nach San Fruttuoso benannte Bucht dort eignet sich gut zum Tauchen. 1950 gab es hier Experimente mit einer neuartigen Sauerstoff-Versorgungstechnik. Dabei kam es zu einem tödlichen Tauchunfall. Ein Freund wollte dem verstorbenen Dario Gonzatti ein Denkmal setzen und hatte die Idee, eine Christusstatue in der Tiefe aufzustellen. Anders als viele triumphalistisch wirkende, riesenhafte Christusstatuen oben auf dem Berg wie in Rio de Janeiro auf dem Berg Corcovado, die 30 Meter hoch ist, sollte dieser 2,50 Meter große Christus 15 Meter unter der Wasseroberfläche nur für Taucher sichtbar sein. Weltweit war das die erste Christusstatue dieser Art: der Christus der Abgründe, der Christus in der Tiefe.

vgl. https://www.dgportofino.com/de/portofino/cristo-abissi/ und https://www.italy-villas.de/in-italien/2015/nordwesten-italiens/ligurien/christus-des-abgrundes-camogli

Andacht

Zu dieser Andacht inspiriert wurde ich auf dem Willow Creek Leitungskongress dieses Jahr in Karlsruhe, wo wir auch diese bzw. ähnliche Unterwasserbilder gesehen haben und dann das Lied “Christ is lower still” gehört, das nachher im Anschluss kommt.

Christus ganz unten. Jesus – zu Unrecht beschuldigt, verurteilt. Einen Mörder zieht man ihm vor. Er wird mit einer Dornenkrone verspottet, die er bis heute auf den meisten Kreuzigungsdarstellungen aufhat. Man verhöhnt ihn, den geschundenen: Gegrüßet seist du, du König der Juden.

Wie Jesus das wohl ausgehalten hat? Ob er innerlich abgetaucht ist und sich tot gestellt hat. Oder hat er auch hier schon gebetet: Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun?

Wie schwer fällt es mir oft damit umzugehen, wenn ich angegriffen werde oder mich angegriffen fühle. Manchmal bleibe ich stumm wie Jesus, aber ich koche innerlich vor Wut. Manchmal sage ich etwas – anders als Jesus, der stumm blieb – und hätte das besser nicht getan.

Wie schwer fällt uns persönlich und als Gesellschaft das Leiden. Es ist kaum auszuhalten, was an schlechten Nachrichten auf uns einprasselt. Wir sind empfindlicher denn je, verwundbar und verwundet. Fressen das in uns hinein oder lassen es an dem nächstbesten aus.

Christus hat das alles durchgemacht. Er war tiefer in der Tiefe als wir es jemals sein werden. Er hat die Schuld der ganzen Welt getragen, nicht wie wir die eigene, die er ja gar nicht hatte. Er musste seine Jünger ertragen, die ihn verleugnet und verraten haben. Die alle weggelaufen sind als es ernst wurde.

Ich weiß nicht, wer hier gerade welche Tiefe erlebt, wen was nach unten zieht. Es gibt Krankheiten, die schwer zu ertragen sind. Es gibt Beziehungen, die nicht in Ordnung sind. Menschen, die man kaum ertragen kann. Es gibt Verhältnisse bei der Arbeit, wo man kaum noch existieren kann, und Langeweile und Einsamkeit, die erdrückend ist. Es gibt auch Tiefen in einem selbst, niedergedrückt sein und traurig, mit oder ohne Grund.

Ich finde es tröstlich, dass Christus in der Tiefe auf uns wartet. Dass er auch und gerade dort ist, wo wir ganz unten sind, komplett down, wo wir jeden Halt verloren haben. Und tröstlich, dass er nicht in der Tiefe geblieben ist, sondern erhöht wurde von Gott. Aber in der Tiefe kann er uns nahe kommen und ich hoffe er tut es in dieser Karwoche.

Das Lied, das wir jetzt hören hat übersetzt folgenden Text:

[Strophe 1]
Ich atme ein, nehme Kontakt auf,
Berühre jetzt den Saum Deines Gewandes.
Hilf mir, heile mich
Meinen Geist, meinen Körper und meine Seele

(Refrain)
Lass den König herabsteigen
Lebendiges, fleischgewordenes Wort
Hebe dieses schwere Herz
Zu Deinem Thron, o Gott
In Deinen Wunden finde ich
Platz für alle meine Wunden
Als ich aus der Gnade fiel
war Christus noch niedriger

(Strophe 2)
Demütig und bescheiden
Jesus wartet im Tal
Mein Erlöser leidet mit mir
Mit ihm werde ich wieder auferstehen

(Refrain)
Lass den König herabsteigen
Lebendiges, fleischgewordenes Wort
Hebe dieses schwere Herz
Zu Deinem Thron, o Gott
In Deinen Wunden finde ich
Platz für alle meine Wunden
Als ich aus der Gnade fiel
war Christus niedriger
Bis die Erde vollendet ist
ist Christus immer noch niedriger.

(Bridge)
Wir erheben alles zu Dir, Herr
Wir erheben alles zu Dir, Herr
Wir erheben unser Haupt
Wir erheben unsere Hände
Wir erheben alles zu Dir, Herr
Wir erheben unsere Träume
Wir erheben unsere Pläne
Wir erheben sie alle zu Dir, Herr
Wir heben unseren Kummer
Und unseren Schmerz
Wir erheben sie alle zu Dir, Herr
Wir werfen unsere Sorgen
Auf Dich
Wir erheben das alles zu Dir, Herr

(Refrain)
Wir werfen unsere Sorgen
Wieder auf Dich
Wir heben alles zu Dir hoch Herr
Wir werfen unsere Sorgen
Wieder auf Dich
Wir erheben das alles zu Dir, Herr

(Refrain)
Lass den König herabsteigen
Lebendiges, fleischgewordenes Wort
Hebe dieses schwere Herz
Zu Deinem Thron o Gott
In Deinen Wunden finde ich
Platz für alle meine Wunden
Als ich aus der Gnade fiel
war Christus niedriger
Bis die Erde vollendet ist,
ist Christus immer noch niedriger.

(übersetzt mit Hilfe von deepl.com, eigene Verbesserungen)

Song

Gedicht

Übrigens erinnert mich dieses Lied stark an ein Gedicht von Arno Pötzsch, das er 1941 in schlimmen Kriegszeiten gedichtet hat:

Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand,
die er zum Heil uns allen barmherzig ausgespannt.

Es münden alle Pfade durch Schicksal, Schuld und Tod
doch ein in Gottes Gnade trotz aller unserer Not.

Wir sind von Gott umgeben auch hier in Raum und Zeit
und werden in ihm leben und sein in Ewigkeit.

(Arno Pötzsch, 1941)

Bildrechte des Titelbilds: The original uploader was Yoruno at Italian Wikipedia., CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Cristo_degli_abissi.jpg

Passionsandacht zu “Christus in der Tiefe” (Cristo degli abissi)
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