Andacht zum Thema Inklusion oder: In Bezug auf Gott sind wir alle gehandicapt

von Jeschua Hipp und Andrea Lassak, Vikar/innen der Evang. Landeskirche in Württemberg, gehalten auf einem Vikarskurs in der Kapelle des Hauses Birkach, schön einsetzbar in der Konfi- und Jugendarbeit

Möglicher Ablauf

  • Votum und Begrüßung
  • Lied: Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt (EG 611)
  • Psalm 139 (Liederbuch, 400)
  • Inszenierter Predigt-Impuls
  • Vaterunser
  • Lied: Trägst du mich, Herr (Liederbuch 60)
  • Segen / Lied: Segne uns, o Herr (Liederbuch 229)

Inszenierter Predigt-Impuls

Vorbereitete Bühne mit 3 Stühlen. Nacheinander kommen drei Freiwillige, mit denen das zuvor abgesprochen wurde (N.N. = der erste als Blinder, der zweite als Hörgeschädigter, die dritte als Stumme), aus der Gemeinde nach vorne. Die Vierte wird als Gehbehinderte auf ihrem Stuhl nach vorne getragen. L1 macht das Handicap der einzelnen jeweils durch Umwickeln der Augen (Blind); durch einen dicken Kopfhörer (Hörgeschädigt); durch Aufkleben eines Klebebandkreuzes über dem Mund (Stumm) deutlich.

Der Predigtimpuls wird von zwei Liturgen gestaltet (L1 und L2).

Blind

N.N. kommt auf einen der Stühle und bekommt die Augen umbunden. L1 schaut kritisch, überlegt und sagt: Wie kann jemand der blind ist, Gott schauen?

L2: Mhm… Glaubst du wirklich, eine gute Sehstärke und eine starke Brille helfen, Gott besser zu sehen? Es geht uns doch allen so, dass wir Gott nur bruchstückhaft erkennen! Vielmehr hoffen wir darauf, dass wir Gott einst im Himmel von Angesicht zu Angesicht sehen werden…

Hörgeschädigt

N.N. kommt auf einen der Stühle und bekommt die Ohren zugebunden/Kopfhörer übergestülpt. L1 schaut kritisch, überlegt und fragt: Wie kann eigentlich jemand, der taub ist, Gottes Stimme hören?

L2: *grübel* Also, wenn ich von mir ausgehe: ich kann ja hören! Aber wenn ich nachdenke, wie Gott zu mir spricht, dann ist das anders, als wenn ich die Stimme meiner Freunde höre. Gott spricht irgendwie mehr zu meinem Herzen. Ich spüre seine Worte in mir…

Stumm

N.N. kommt auf einen der Stühle und bekommt den Mund zugeklebt. L1 schaut kritisch, überlegt und fragt: Wie kann jemand, der stumm ist, zu Gott beten?

L2: Mhm, stimmt schon… Ich habe mal gehört, dass Gott selbst in uns beten kann, dann wenn uns die Worte fehlen. Und zwar mit einem unaussprechlichen Seufzen… Uns allen verschlägt es doch immer mal die Sprache, so dass auch wir wie stumm sind und nicht von uns aus beten können…

Gehbehindert

N.N. wird auf einem Stuhl nach vorne getragen. L1 schaut kritisch, überlegt und fragt: Wie kann eigentlich jemand, der lahm ist, Jesus nachfolgen?

L2: Ja, gute Frage… Aber ich glaube, du musst gar nicht so gut zu Fuß sein, um Jesus nachzufolgen. Zuerst kommt nämlich Jesus auf dich zu. Er weiß um dich und bewegt deine Seele. So stellt er dich auf die Beine, dass du ihm von ganzem Herzen nachfolgen kannst.

Auslegung

In Bezug auf Gott sind wir Menschen eigentlich alle gleich, und das heißt: gehandicapt. Uns fällt es doch allen schwer, Gott zu sehen, Gott zu hören, mit Gott zu sprechen, Gott nachzufolgen. Da gibt es Widerstände, Ablenkungen, Müdigkeit.

Wir alle brauchen deshalb einen Gott, der unsere Sinne öffnet und unser Herz anrührt. Einen Gott, der uns annimmt wie wir sind, und uns so begegnet wie wir es brauchen.

Als Menschen geht es uns allen so: Von uns aus können wir vieles nicht. Gott ist es, der macht, dass wir zu ihm gehören können.

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Alle Menschen sind gehandicapt – in Bezug auf Gott (Andacht)
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