In letzter Zeit beobachte ich immer mehr Kirchengemeinden, die sich einen Instagram-Account zulegen. “Da sein, wo die Menschen sind” heißt dann das Motto. Es gibt in Württemberg sogar zwei Onlinepfarrer:innen, die dort dienstlich aktiv sind. Einen schönen Artikel über den “pfarrerausplastik” Nicolai Opifanti findet man hier in der Esslinger Zeitung: https://www.esslinger-zeitung.de/inhalt.dettingen-nicolai-opifanti-ist-online-pfarrer-gespraeche-die-ans-eingemachte-gehen.3a9e2a58-9231-4089-a7d0-5f218a572a97.html Auf Insta geht man zu https://www.instagram.com/pfarrerausplastik/ und https://www.instagram.com/sarahs_glanzundgloria/ um zu sehen, ob die Kirchensteuergelder gut angelegt sind.
Nachdem ich erfolgreich Twitter den Rücken gekehrt habe und mich inzwischen auf Mastodon im FediLZ und in der FediKirche pudelwohl fühle (https://bildung.social/@ebinger) kommt jetzt nach den Nachrichten aus dem Hause Meta, auch Instagram nicht mehr sauber zu moderieren, Instagram auf den Prüfstand (siehe z. B. dieser Kommentar auf heise.de dazu: https://www.heise.de/meinung/Kommentar-Meta-ohne-Moderation-Zuckerberg-riskiert-das-digitale-Chaos-10230581.html). Ja, auch mir tut es um meine 853 Follower dort Leid, von denen ich viele persönlich kenne. Und nachdem ich auf Facebook praktisch nicht mehr interagiere, habe ich Instagram durchaus noch genutzt. Und mich dann jedes Mal gewundert, wie viele halbseidene Profile mir dort folgen wollten oder massenhaft Likes spendiert haben. Was für merkwürdige Werbung einem da in die Timeline gespült wird. Neulich habe ich zum ersten Mal bei den Reels weitergescrollt und ich will nicht wissen, woher Meta all das weiß, was es über mich weiß. Jedenfalls war ich ziemlich schnell bei örtlichen Bundestagskandidat:innen.
Analog zu den viel genutzten Mastodon Tipps und Tricks teile ich deshalb hier meine künftig sicher noch wachsende Sammlung von Tipps, wie man Pixelfed gut nutzen kann. Ich bin dort seit 21.11.2021 angemeldet und ihr könnt mir hier folgen: https://pixelfed.de/thebinger (derzeit 33 Follower, bin gespannt, was sich nach diesem Artikel tut :-))
Einstieg
Pixelfed ist Teil des Fediversums und basiert auf der genialen Idee, dass man sich mit einem Dienst, den man nutzt, nicht an einen Anbieter binden muss. Es gibt verschiedene Server mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen. Eine gute Übersicht bekommt man hier: https://pixelfed.org/servers. Außerdem kann Pixelfed mit anderen Diensten wie Mastodon interagieren. So kann man Mastodon Accounts folgen und wenn sie ein Bild bringen, dieses auch von Pixelfed aus liken und teilen.
Ich empfehle zum Start, sich bei https://pixelfed.de/ anzumelden, wo es mehr deutsche User gibt, oder zum Flaggschiff https://pixelfed.social/ zu gehen. Immer gut gemanagt sind auch die Dienste von Milan Ihl, also https://pixel.tchncs.de/.
Anschließend füllt man am besten gleich sein Profil aus, schreibt etwas Interessantes über sich in die Bio = Biographie und ein paar Hashtags, die man selbst interessant findet. So wird man von anderen leichter gefunden und gefolgt.
Jetzt kann man sich in Ruhe die verschiedenen Timelines anschauen: Die persönliche, die erst einmal leer ist, wenn man noch niemand folgt. Die lokale, auf der man alle Bilder seines eigenen Servers sieht. Und die weltweite föderierte. Am besten folgt man einfach mal den Profilen, die einem auf dem lokalen Server interessant erscheinen. Folgen kann man auch Hashtags, was ich sehr empfehle, zum Beispiel dem Hashtag #FediKirche. Dann sieht man nicht nur Pixelfed-Bilder, sondern auch Bilder anderer Dienste wie Mastodon, die diesen Hashtag enthalten.
Bilder kann man nicht nur liken, was Anerkennung für das schöne Foto ausdrückt, sondern auch boosten, also den eigenen Followern zeigen. Diese Möglichkeit sollte man fleißig nutzen, weil es auf Pixelfed keinen Algorithmus gibt, sondern nur Menschen, die durch Boosten die Reichweite von Posts erhöhen können.
Ein Foto posten
Vermutlich ist man zuerst auf der Web-Oberfläche im Browser unterwegs. Das ist auch sehr empfehlenswert, weil alle Apps diese Funktionen mehr oder weniger vollständig abbilden.
Wenn man ein neues Bild posten will, geht man auf “neu erstellen” – “New Post” und lädt das Bild hoch. Nun will man das Bild vermutlich zuschneiden oder farblich verbessern. Das ist leider nicht ganz intuitiv, man muss dafür auf den Pfeil nach Links gehen und dann auf das Zuschneiden-Symbol klicken (siehe Bilder). Unten sind dann verschiedene Farbfilter zur Auswahl.
Im nächsten Menü kann man verschiedene wichtige Informationen hinzufügen und Einstellungen vornehmen. Vermutlich will man einen Post mit einem kleinen Text erstellen, wo man auch die Hashtags reinpackt, die zum Bild passen und auf Pixelfed besonders wichtig sind.
Für das Thema Inklusion sehr wichtig ist der Alt-Text. Hier sollte eine kleine Bildbeschreibung rein für Menschen, die blind oder sehbehindert sind. Auf Inklusion wird im Fediverse viel Wert gelegt und diese Alt-Text-Beschreibung ist auch für andere Dienste sehr wichtig.
Welche App soll ich nutzen?
Für Pixelfed gibt es inzwischen einige Apps, die man alle ausprobieren kann: https://pixelfed.org/mobile-apps. Ich kann hier nur für Android sprechen: Wenn man im Browser die Seite von Pixelfed aufruft, kann man sich eine mobile Web-App installieren (siehe https://support.google.com/chrome/answer/9658361?hl=de&co=GENIE.Platform%3DAndroid) . Gut gemacht scheint mir auch die Android App des Pixelfed-Entwicklers dansup nanens Pixelfed for Android (https://play.google.com/store/apps/details?id=com.pixelfed).
Den eigenen Pixelfed Account bekannt machen
kann man z. B. auf Instagram, indem man dieses von mir erstellte Bild postet und seinen Usernamen in die Bio schreibt.

Pixelfed-Bilder auf einer Homepage zeigen
Natürlich hat Pixelfed noch lange nicht die Reichweite, die Instagram hat. Aber einen großen Nutzen hat ein solcher Account trotzdem: Man kann nämlich die Pixelfed ohne großen Aufwand in die eigene Homepage oder die der Kirchengemeinde einbinden. Das geht über den Einbindungscode, den man bekommt, wenn man das eigene Profil in einem anonymen Tab öffnet und auf die drei Punkte geht (neben thebinger). Den kopiert man dann in den Quelltext seiner Internetseite, am besten gleich der Startseite.
Der Code sieht bei mir so aus:
<iframe title="Pixelfed Profile Embed" src="https://pixelfed.de/thebinger/embed" class="pixelfed__embed" style="max-width: 100%; border: 0" width="400" allowfullscreen="allowfullscreen"></iframe><script async defer src="https://pixelfed.de/embed.js"></script>
Und eingebunden so:
Außerdem wird ein Atom-Feed angeboten, mit dem Leute, die richtig programmieren können, bestimmt mehr anfangen können als ich: https://pixelfed.de/users/thebinger.atom. Helft mir gerne weiter.
Storys
Ja, so schreibt man das im Deutschen. Es heißt ja auch Hobbys … Storys verschwinden nach 24 Stunden und sind damit eine gute Möglichkeit, Dinge zu teilen, die man nicht ewig im Web haben will. Storys lassen sich bisher nur ohne Text erstellen und nur im hochkantigen Handyformat. Wenn man die mobile Webapp aufruft, kann man sie oben sehen. Allerdings nur, wenn man einer Person auch folgt.
Reels
sind bei Pixelfed einfach kurze Videos, die man ähnlich wie ein Bild hochladen kann. Hier sieht man unsere schönen Kirchenfester in einem kleinen Video: https://pixelfed.de/p/thebinger/784429384197149594. Daniel Supernault steckt aber gerade mehr Energie in die Entwicklung von https://loops.video/ , ein eigenständiger Dienst zum Teilen von Kurzvideos, der Tiktok ersetzen soll.
Welche Möglichkeiten gibt es noch?
Man kann anderen Usern Direktnachrichten schreiben, die allerdings nicht Ende-zu-Ende verschlüsselt sind. Das funktioniert auch zu Usern anderer Dienste wie Mastodon.
Es gibt sogar eine Möglichkeit, seine Instagram-Bilder in Pixelfed zu importieren. Dies ist wegen des großen Ansturms aber bei manchen Servern gerade deaktiviert (https://pixelfed.blog/p/2023/feature/introducing-import-from-instagram).
Außerdem kann man gepostete Bilder auch zu Kollektionen zusammenfassen.
Wo bleibt die Werbung und wer zahlt das?
Selbstverständlich kostet die Entwicklung der Software, auch wenn sie wohl bisher weitgehend ehrenamtlich geleistet wird, und der Betrieb der Server Geld. Das ganze Fediverse funktioniert nach dem Prinzip, dass es keine Werbung gibt. Deshalb muss irgend jemand für den Betrieb des Servers bezahlen. Gerade wenn man einen Dienst sehr intensiv nutzt und viele Bilder hochlädt, empfiehlt es sich, sich über eine mehr oder weniger regelmäßige Spende auch finanziell zu beteiligen. pixelfed.de wird betrieben von https://shoddy.site/@cg. Hier kann man sich beteiligen: https://info.pixelfed.de/ways-to-donate/
Ein Wort zur Föderation
Pixelfed-Server sind Teil des Fediverse und können nicht nur mit anderen Pixelfed-Servern interagieren, sondern auch mit Diensten wie Mastodon. Das ist grundsätzlich ein großer Vorteil und macht die Architektur des Fediverse sehr robust gegen Attacken und Versuche, es aufzukaufen. Allerdings führt es manchmal auch zu Verzögerungen und Problemen. Auf jedem Server wird eine Warteschlange abgearbeitet, die den anderen Servern mitteilt, dass es etwas Neues zu sehen gibt. Erst wenn das erfolgreich war, wird einem der Beitrag auch in die Timeline gespült. Manchmal kann man einen Beitrag schon auf dem Originalserver sehen, aber noch nicht auf dem selbst genutzten. Manchmal kommt der Beitrag auch gar nicht an, weil der Server zwischendurch neugestartet wurde und die Warteschlange abgebrochen. Dann hilft es, die URL des Posts in die Suche des eigenen Servers einzugeben. Dann lässt sich der Beitrag liken und boosten. Da ich auf Mastodon eine wesentlich größere Reichweite habe, teile ich meine Pixelfed-Posts normalerweise, da ich nicht doppelt posten will.
Den Pixelfed-Server wechseln
Das Schöne an föderierten Diensten ist, dass man den Server wechseln kann und dabei Follower und Gefolgte mitnehmen. Leider gibt es anders als beim Instagram-Import bisher keine Möglichkeit, die geposteten Bilder ebenfalls mitzunehmen. Das Vorgehen ist wie folgt:
Man legt in den Einstellungen bei “Konto” beim alten Konto ein “Konto-Alias” (englisch Account Aliases) an. Entsprechendes muss man beim neuen Konto unter “Konto-Migration” (englisch Account Migrate) vornehmen. Das alte Konto wird dann in eine Art Wartungsmodus versetzt.
Quellcode und ausführliche Dokumentation
Den Quellcode ür Pixelfed findet man hier: https://github.com/pixelfed/pixelfed. Wie bei Open-Source-Projekten üblich kann man dort auch Fehlermeldungen einreichen und Feature-Wünsche anmelden. Die ausführliche Doku, vor allem für Adminstrierende, gibt es hier: https://docs.pixelfed.org/. Einige Fragen werden auch hier geklärt: https://pixelfed.de/site/kb/getting-started
Fazit
Pixelfed entwickelt sich dank seinem engagierten Entwickler dansup aka Daniel Supernault (https://dansup.com/) immer weiter und ist längst alltagstauglich. Es wäre schön, wenn weitere Instanzen entstehen würden, zum Beispiel eine kirchliche Instanz oder eine Bildungsinstanz. Wie sind eure Erfahrungen? Welche Tipps sollte ich ergänzen?
Hallo Thomas Ebinger, viele gute Tipps hier, danke. Wir “kennen” uns über Konfiarbeit/gutes Buch von dir! Ich probiere mich gerade aus mit Fediverse. Neues Profil habe ich bei Mastodon auch, suche dich dann mal zum Folgen. Fb/Insta ist nicht mehr so meins, obwohl ich da noch bin und auf meiner Seite @Literatur Geertjes Wandelsinn einige Follower habe.
Hier nun meine Frage: Auf Fediverse bin ich mit Fotos unterwegs, die ersten waren public, nun unlisted. Wie kann ich das ändern? Viele Grüße von Geertje mit ihrem Wandelsinn
Hallo Geertje, schön, dich im Fediverse zu treffen 🙂 Nachträglich kann man durch “bearbeiten” den Öffentlichkeitsgrad von Nachrichten nicht bearbeiten, da hilft nur die Funktion “löschen und neu erstellen”. Eigentlich sollte da nichts nachträglich geändert worden sein, würde mich auf jeden Fall wundern. Evtl. hast du aus Versehen in den Einstellungen (bei Einstellungen – erweitert) die Voreinstellung für die Beitragssichtbarkeit auf “nicht gelistet” eingestellt?
Hallo, vielen Dank für deine Tipps.
Habe nun folgendes Problem. Bereite meinen Post mit zwei Bildern, Text und Hashtags (am Android Handy über pixelfed app) vor, drücke auf Post, es erscheint, dass der Beitrag hochgeladen wird (Ladesymbol) mit dazugehörigem Text und dann passiert gar nichts und der Beitrag erscheint nicht.
Was mache ich falsch?
Vielen Dank schonmal, lieben Gruß, Frank
Hm. Welche Instanz ist das? Leider sind durch den Zustrom von Instagram viele Instanzen gerade überlastet, dann kann es schon vorkommen, dass das Hochladen Probleme macht.
Dann muss der Server entweder aufrüsten, wenn das Problem dauerhaft besteht. Oft reicht es aber auch, einfach abzuwarten bis der Zustrom wieder abgeflaut ist und alle die Funktionen ausprobiert haben, die neu sind.
Oder du musst dir halt einen Server auswählen, der mehr Ressourcen bereitstellt.
Dankschön – ich überlege noch. Bin bisher bei Flickr, was quasi mein Fotoarchiv seit fast 20 Jahren ist. Bei Instagram war ich nie, aber vielleicht Pixelfed für meine “Highlights”? Aber ich tu mir eh schon immer schwer die “besten” Fotos auszuwählen…
Klar. Probier es. Ich glaube tatsächlich, dass sich der Aufwand lohnt
Du schreibst: “Folgen kann man auch Hashtags, was ich sehr empfehle, zum Beispiel dem Hashtag #FediKirche. Dann sieht man nicht nur Pixelfed-Bilder, sondern auch Bilder anderer Dienste wie Mastodon, die diesen Hashtag enthalten.” und auch in der Hilfe von Pixelfed steht: “You can follow hashtags on Pixelfed to stay connected with interests you care about. To follow a hashtag: Tap any hashtag (example: #art) you see on Pixelfed. Tap Follow. Once you follow a hashtag, you’ll see its photos and videos appear in feed.”
Was mache ich falsch, wenn ich zwar Hashtags folge (vgl. Settings/Relationships/Hashtags), diese aber nicht in meinem Feed erscheinen?
Vermutlich kommen da nur neue Posts mit diesem Hashtag. Am besten mal einem häufig genutzten Hashtag folgen und schauen, ob es funktioniert.