Vielleicht kann es ja jemand gebrauchen: Für eine Passionsandacht in unserer Gemeinde habe ich zu einem Bild von Jacopo Tintoretto, “Gebet im Garten Getsemani” (hier gefunden), eine Andacht gemacht, die ich hiermit gerne teile zur Wiederverwendung oder zum Remixen. Fragen braucht ihr nicht, freue mich aber immer Rückmeldung, wenn es jemand genutzt hat … Durch die Präsentation mit Prezi (siehe auch Digitale Zugänge zum Thema Gleichnisse im RU ) bekommt das Bild eine hohe Lebendigkeit.
Text: Mk. 14,32-42, als Schriftlesung vorab Mk. 14,43-52
Video
Bildbetrachtung mit Bibeltext
[Prezi-Übersicht, https://prezi.com/view/fL4JlDqW5LOp78ai5kHn/ Es beginnt mit einem leeren Bild ]
Wir wollen uns heute eine Szene aus der Passionsgeschichte vor Augen führen. Sie findet direkt nach dem Abendmahl statt. Jesus wusste, was ihm bevorsteht. Aber er brauchte Zeit, um im Gebet Kraft zu sammeln und mit Gott zu ringen – ähnlich wie Abraham mit Gott gerungen hat, als es um die Zerstörung von Sodom ging.
Der italienische Maler Jacopo Tintoretto hat diese Szene mit Mitte 20 gemalt. Eingebettet in eine felsige Landschaft. Das Bild befindet sich heute in Mexico Stadt. Es hat den Titel „Gebet im Garten Getsemani“.
Mk.14, [32] Jesus und seine Jünger kamen zu einem Garten,
der Getsemani hieß.
Dort sagte Jesus zu seinen Jüngern:
»Bleibt hier sitzen, während ich bete.«
[33] Er nahm Petrus, Jakobus und Johannes mit sich.
Plötzlich überfielen ihn Angst und Schrecken,
[34] und er sagte zu ihnen:
»Ich bin verzweifelt und voller Todesangst.
Wartet hier und bleibt wach.«
[35] Er selbst ging noch ein paar Schritte weiter.
Dort warf er sich zu Boden.
[2 der betende Jesus]
Und hier auf dem Bild richtet er sich schon wieder auf. Die Arme und Hände wehrlos ausgebreitet. Man meint schon die Wunden der Nägel in der rechten Hand zu erkennen. Wehrlos wirkt er und verzweifelt.
Aber gleichzeitig offen für Gott, bereit, seinem Weg zu folgen, auch wenn dieser schwer sein würde.
[3 der Engel mit dem Kelch]
Den Kelch des Leidens hat der Maler ausgemalt und ein Engel präsentiert ihn, fast schon zu lieblich. Denn diesen Kelch auszutrinken würde Höllenqualen bedeuten, ein unbeschreibliches Leiden am Kreuz. Und viel schlimmer noch: ein Zusammenbrechen unter der Gottverlassenheit der ganzen Menscheit.
Jesus bat Gott darum,
ihm diese schwere Stunde zu ersparen,
wenn es möglich wäre.
[36] Er sagte: »Abba, mein Vater,
für dich ist alles möglich.
Nimm doch diesen Becher fort,
damit ich ihn nicht trinken muss!
Wie tröstlich, dass selbst Jesus, der Sohn Gottes, mit seinem Schicksal hadert. Dass es ihm schwer fällt, das Leiden, das zu dieser Welt gehört, aber doch sehr unterschiedlich zugemessen wird, einfach auf sich zu nehmen. Die Vermeidung von Schmerzen und Leid ist wohl einer der größten Antriebe des Menschen. Wer sich einmal an heißer Milch die Zunge verbrannt hat, der bläst auch in kalte hinein.
Aber kaum keimt diese Leidensverweigerung in ihm auf, betet er auch schon weiter, wie er es seinen Jüngern beigebracht hat: Dein Wille geschehe.
Aber nicht das, was ich will, soll geschehen –
sondern das, was du willst!«
Wie schwer uns das fällt: Nicht was ich will soll geschehen. Wie hart wir immer kämpfen, bis wir uns durchsetzen gegen andere. Wie frustriert wir sind, wenn andere recht behalten. Wie lange es braucht, bis wir uns mit Gottes Willen für unser Leben abfinden. Manche schaffen es gar nicht.
Und die Jünger?
[4 schlafender Petrus]
[37] Jesus kam zu den drei Jüngern zurück
und sah, dass sie eingeschlafen waren.
Da sagte er zu Petrus:
»Simon, du schläfst?
Konntest du nicht diese eine Stunde wach bleiben?
[38] Bleibt wach und betet,
damit ihr die kommende Prüfung besteht!
Der Geist ist willig,
aber die menschliche Natur ist schwach.«
Und wir Jünger, die Christenheit heute? Schläft einen tiefen Schlaf. Zu müde zum Beten. Zu müde, um Gottesdienste zu besuchen, die ja jedes Mal eine Auferstehungsfeier sind. Wie müde waren wir in der Pandemie. Was werden wir tun mit den neuen Möglichkeiten, die jetzt Frühling und Sommer bieten? Wie wach werden wir sein, den Menschen beizustehen, die Leid erfahren haben und Hilfe bitter nötig.
[39] Dann ging Jesus ein zweites Mal weg
und betete mit den gleichen Worten wie vorher.
[40] Als er zurückkam, sah er,
dass seine Jünger wieder eingeschlafen waren.
[5 zwei schlafende Jünger]
Denn die Augen waren ihnen zugefallen –
so müde waren sie.
Und sie wussten nicht, was sie antworten sollten.
Diesmal sehen wir Jakobus und Johannes. Das rechts dürfte Jakobus sein, er wirkt satt und zufrieden. Wohlhabend und wohlgenährt. Wie ein deutscher Durchschnittsbürger, der sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen lässt. Nicht durch Gaspreise und nicht durch Flüchtlingsströme. Es ist noch immer irgendwie gut gegangen.
Und daneben der Lieblingsjünger Johannes. Der Jünger, den Jesus lieb hatte mit den feinen, weiblichen Gesichtszügen. Der, der immer Jesus am nächsten war. Schlafend auch er. Schlafend selbst die Frömmsten unter uns.
[41] Als Jesus das dritte Mal zurückkam,
sagte er zu ihnen:
»Schlaft ihr immer noch und ruht euch aus?
Es ist so weit. Die Stunde ist da!
Seht doch: Jetzt wird der Menschensohn ausgeliefert
in die Hände der Sünder.
[42] Steht auf, wir wollen gehen.
Seht: der mich verrät, ist schon da.«
[6 Judas kommt mit Soldaten]
Ja, da sieht man ihn, Judas, den Verräter. Seine Motive sind bis heute unklar. Ging es ihm nur um das Geld, die 30 Silberlinge, die er für den Verrat bekam. Ging es ihm darum, dass Jesus mal so richtig zeigen sollte, was er draufhatte, wenn er es mit den Römern zu tun bekam. Oder fühlte er sich gekränkt, weil er keiner aus dem Inner Circle von Jesus war, nicht wie Petrus, Jakobus und Johannes mitgenommen wurde zu den besonderen Highlights der Heilsgeschichte.
Wie kommt es, dass selbst von den engsten zwölf Schülern von Jesus einer dabei ist, der vom Satan benutzt wird für sein zerstörerisches Werk?
[7 Übersicht]
Wie die Passionsgeschichte weitergeht, haben wir in der Schriftlesung gehört. Auch im wachen Zustand sind die drei schlafenden Vorzeigejünger nicht viel treuer als schlafend: Alle Jünger ergreifen die Flucht. Bis auf einen jungen Mann, der erst flieht, as ihm sein Leintuch vom nackten Körper gerissen wird.
Garten Getsemani. Wachet und betet ruft Jesus uns zu. Wir wollen uns dafür einen längeren Moment Zeit nehmen, jetzt in dieser Passionsandacht. (Evtl. Hintergrundmusik Orgel).