Mein Kollege Gerhard Ziener, im Alphabet der letzte, im Dichten der erste, hat mal wieder in die Tasten gegriffen, zu Pfingsten gedichtet und sich m. E. noch einmal deutlich gesteigert gegenüber seinem Ostergedicht. Da kann man nur sagen: “Lesen Sie selbst” (das ist auch der Slogan der Basisbibel, den ich etwas verunglückt finde, weil sich jüngere von “Sie” nicht angesprochen fühlen; sonst ist sie natürlich super und sollte längst als ganze Bibel vorliegen). Aber genug der Vorworte, hier kommt
PFINGSTEN
An Pfingsten weht der milde Geist –
so spricht die Pfarrers-Gilde meist.
Der Geist wirkt milder unter Bauern
(lässt sich durch Bilder untermauern).
Der Gastwirt zeigt mit feister Geste
worauf er hofft zum Geister-Feste:
er lässt die frommen Worte andern,
man soll zu seinem Orte Wandern.
Bei ihm hat wohl der Durst Gewicht
(das reicht nur für ein Wurst-Gedicht).
Auch dort mag ja ein Geist wehen,
doch du sollst, wie du weißt, gehen!
Auch wenn dich Unlust-Wellen quälen,
Lasst uns die alten Quellen wählen,
damit selbst die geringsten Pfaffen
zuletzt das Ding mit Pfingsten raffen.
Die Jünger einst mit Wimmern zagten
und sich nicht aus den Zimmern wagten.
Weil sie fast als verwaist galten
ließ Gott dort seinen Geist walten.
So können wir zusammen flehen
so oft wir Gott in Flammen sehen.
Man muss nicht an den Glocken schrauben –
wir dürfen unerschrocken glauben.
Die Kirche liebt den Sparten-Geist
mit dem sie Gottes Garten speist;
ich hör schon meine Mutter lachen,
was sie heut aus dem Luther machen!
Er wollt uns in der Wolle färben,
gebrauchte dafür volle Verben,
versprach uns nicht die heile Welt,
die meist nur eine Weile hält.
Kann man den Geist an Feste binden?
Ich würd es als das Beste finden.
Ein jeder mag das Seine fegen –
am Ende hilft der feine Segen.
Gerhard Ziener
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