Eine Rezension, die ich für das anKnüpfen-Heft update 2.4 verfasst habe, das im Juni erscheinen wird. 

Markus Beile, Herausforderungen und Perspektiven der Konfirmationspredigt. Empirische Einsichten und theologische Klärungen, Kohlhammer Stuttgart 2016, 256 S., 39 Euro bzw. 34,99 als E-Book

Im Rahmen seiner Dissertation hat sich Markus Beile intensiv mit dem Konfirmationsgottesdienst auseinandergesetzt. Er geht sehr grundsätzlich der Frage nach, wann eine Konfirmationspredigt als gelungen betrachtet werden kann. Diese Frage lässt sich nicht beantworten ohne vorher das leitende Verständnis der Kasualie Konfirmation zu klären. Denn so vielstimmig das Konfirmationsverständnis ist, so vielfältig fallen auch die Predigten aus, die Beile exemplarisch analysiert.
Gut gefallen hat mir im ersten Hauptteil die sorgfältig abwägende Darstellung eines hilfreichen Konfirmationsverständnisses. Dies kommt der von mir erst kürzlich dringend geforderten aktuellen Theologie der Konfirmation sehr nahe. (Vgl. meinen Beitrag in anKnüpfen update 2.3 und diesen Blogbeitrag: Drei ungeklärte Fragen der evangelischen Konfirmationspraxis)

Exkurs zur Mündigkeit

Kritisieren könnte man höchstens das historisch verkürzte Verständnis von Mündigkeit. Denn Mündigkeit kommt nicht von Mund, nicht davon, dass man selbst sprechen kann, sondern von Munt, was mit lateinisch manus zusammenhängt und “(Rechts-)Schutz” bedeutet (vgl. http://www.jahr-der-konfirmation.de/tafel_014.php und https://de.wikipedia.org/wiki/Munt). Ein Konfirmand hat einmal bei mir auf ein Plakat zur Frage, was sich in diesem Jahr alles ändert, geschrieben: endlich strafmündig. Genau das ist gemeint: Der Rechtsschutz durch die Eltern fällt weg, Eltern haften nicht mehr für ihre Kinder. Ganz deutlich wird das auch beim jüdischen Verständnis der Bar Mizwa: Ab diesem Zeitpunkt werden einem Juden die Verfehlungen selbst zugerechnet und nicht mehr den Eltern. Natürlich lässt sich Mündigkeit auch volksetymologisch gut verstehen als die Fähigkeit, für sich selbst zu sprechen, eigene Worte zu finden, eigene Gedanken zum Glauben und zur Kirche öffentlich darstellen zu können (vgl. dazu diesen absolut lesenswerten Text von Michael Meyer-Blanck, Konfirmation als öffentliche Darstellung mündigen Christseins, http://www.rpi-loccum.de/material/konfirmandenarbeit/blkonf). Aber eine solche Begriffsklärung hätte nicht unterbleiben dürfen. 

Empirische Befragung

Im zweiten Hauptteil werden empirische Ergebnisse einer Befragung des Konfirmations-Gottesdienst-Publikums in sieben unterschiedlich geprägten Gemeinden vorgestellt. Allein die Wahrnehmung der Heterogenität und der unterschiedlichen Erwartungen hilft bei der eigenen Vorbereitung einer Konfirmation. So wollen die Eltern die Konfirmation besonders festlich haben. Die Mehrheit der Besucher wünscht sich eine moderne Gestaltung. Auffällig, dass gerade die Konfirmanden nur geringe Erwartungen an die Konfirmationspredigt haben, schon deshalb sollte sie sich immer an die ganze Gottesdienstgemeinde richten. Ideal ist es, wenn sie sich einbringen in die Gestaltung und die Gemeinde teilhaben lassen an ihrer Suchbewegung während der ganzen Konfirmandenzeit.
Beile analysiert die in der Perikopenordnung vorgesehenen Texte und kommt zu einem weitgehend negativen Ergebnis. Äußerst hilfreich ist da seine Auswahl von sieben geeigneten Bibeltexten mit anregenden Impulsen für eine Predigt.
Ein Buch, das auf dem aktuellen wissenschaftlichen Stand der Diskussion im besten Sinne des Wortes praktische Theologie ist, die man gerne liest. Prädikat absolut empfehlenswert.

Zum Autor: Markus Beile ist verantwortlich für Konfirmationsarbeit in der Reformierten Kirche im Kanton Zürich (http://www.zh.ref.ch/handlungsfelder/bs/Sekundarschulzeit/kontakt/markus_beile)

Rezension Markus Beile, Konfirmationspredigt
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3 Kommentare zu „Rezension Markus Beile, Konfirmationspredigt

  • 26. Januar 2017 um 18:50 Uhr
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    Da wir gerade wieder auf der Suche nach dem Motto, dem Leitgedanken für unseren Konfirmationsgottesdienst sind, frage ich mich natürlich: welche 7 Texte hält Herr Beile für besonders geeignet? Viellelicht würde uns das auf unserer Suche ein wenig helfen…

    Übrigens auch ein Gedanke, der mir beim jahresanfänglichen Brainstormen, was denn dieses Jahr wieder das Konfimotto sein könne kommt: gibt es da vielleicht einen Austauschpool mit guten Konfithemen plus Leitgedanken…
    Wir hätten auch ein paar beizutragen. Am besten im Austausch für andere Anregungen!

    Grüße
    Matthias Wanzeck

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    • 26. Januar 2017 um 19:20 Uhr
      Permalink

      Ich habe mir überlegt, ob ich die Texte zitiere, man soll ja auch das Buch kaufen 🙂 Aber wenn so nett nachgefragt wird, bittesehr: Jos. 1,9; Gal 5,1; 1. Thess. 5,21; Mt. 13,45f; Ps. 31,9; 2. Tim. 1,7; Jer. 6,16. Im letzten anKnüpfen-Heft gab es ja einige Konfirmationen (http://anknuepfen.de/buch-heft/update2-3.html). Die württembergische Agende hat auch eine schöne, wenn auch etwas altmodische Themen-Liste, die man aber als Inspirationshilfe durchaus verwenden kann. Ansonsten können wir hier ja mal anfangen zu sammeln 🙂 Wie wäre es dieses Jahr mit “Postfaktische Zeiten – Wem man heute noch vertrauen kann …”

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      • 1. Februar 2017 um 23:56 Uhr
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        Lieber Thomas,
        vielen Dank. Manche dieser Themen sind natürlich wirklich naheliegend.
        So tagesaktuell wie “Postfaktisch” sind wir bislang nicht gewesen, aber was in den letzten beiden Jahren gut funktioniert hat war:
        1. “Follower” – mit der Berufungsgeschichte der Jünger Lk 5 im Zentrum…
        2. “Der Mensch sieht was vor Augen ist, Gott aber sieht das Herz an”. – Das war bei uns in den letzten Jahren ein sehr beliebter Konfirmationsspruch.
        3. “How I met your father” – angelehnt an die TV-Serie und die Zachäus-Geschicht unter dem Leitgedanken vom “gefunden werden”.
        Da bei uns die Konfis in kleinen Gruppen den Bibeltext künstlerisch umsetzen dürfen (Film, Comic, Theaterstück, Puppentheater,…) kommt es auf eine griffige biblische Vorlage an. Die Gewschichte aus 1.Sam 16 war gut geeignet. Die Jüngerberufung Lk 5 auch. Zachhäus as well.

        Das wären mal meine “Anregungen”. Jetzt zum Brainstorming 2017:
        Wir sind über “Du bist ein Ton in Gottes Melodie” gestolpert. Aber das scheint ein Kalssiker der Erstkommunion zu sein. Der Grundgedanke ist aber trotzdem ausbaufähig. Individualität und Zusammenklang. Gott als die Gesamtmelodie.
        Besserer Titel? Und v.a. welche Biblische Geschichte dazu? Uns fällt bislang nur “David und Saul” und das heilsame Harfenspiel ein…
        Gruß
        Matthias

        P.S. kann man den Blog so einrichten, dass man per mail benachrichtigt wuird, wenn jemand auf den eigenen Beitrag reagiert. Ich hätte die Antwort jetzt fast übersehen…

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