Nachdem ich in letzter Zeit eher weniger frei gebloggt habe, hat mich das von Susanne Posselt (ihr Beitrag: https://susanneposselt.de/ueber-bildung-schreiben/) vorgeschlagene Thema der EduBlogparade (Themen werden hier gesammelt) nun doch gereizt.
Wie es losging
Tatsächlich bin ich nun schon seit 11 Jahren mit meinem Blog online, der Blog-Welt habe ich am 20. Dezember 2013 hallo gesagt (https://thomas-ebinger.de/2013/12/hallo-internet-welt/). Als Dozent für Konfirmandenarbeit am ptz Stuttgart kam ich an vielen Themen vorbei, durfte viele Fortbildungen halten und Vikar:innen ausbilden. Immer mehr habe ich dabei entdeckt, wie praktisch es ist, Materialien in einem persönlichen Blog bereitzustellen. Das erspart der Umwelt nicht nur viele Kopien, schließlich will man von jeder Fortbildung auch etwas mit nach Hause tragen. Ich konnte auch rückwirkend manche Artikel immer weiter verbessern, wovon frühere Teilnehmende profitierten.
Am Anfang faszinierte mich die Technik hinter einem Blog und die vielen Plugins, die ich nach und nach ausprobierte, bis ich mit meiner digitalen Visitenkarte zufrieden war. Die Aufrufzahlen waren eher bescheiden, manchmal halfen aber Facebook-Gruppen, dass einzelne Beiträge doch häufig gelesen wurden. Auch auf Twitter war ich damals sehr aktiv und nahm am #edchatde und am #relichat teil. Von dort kam viel Inspiration und Motivation, besonders von Jörg Lohrer von rpi virtuell.
Im Haus Birkach gab es Andachten, die unterschiedlich gut besucht waren. So kam mir die Idee, Andachten zum Beispiel als Liedandachten gleich so vorzubereiten, dass andere auch etwas davon hatten, indem ich sie hier im Blog teilte.
Als besonders erfolgreich stellten sich im Lauf der Zeit die Ideen zur Jahreslosung heraus. Persönliche Rückmeldungen vom Leuten, die auf mich zukamen, motivierten mich zusätzlich. Denn eines der größten Probleme beim Bloggen ist die Selbstmotivation. Will das überhaupt jemand lesen? Wofür mache ich mir die ganze Mühe? Ich denke immer: Wenn du es schon machst, dann mach es richtig. Dann schreib einen langen, gut recherchierten Artikel. Bring viele Links, damit andere etwas davon haben. Aber dann wird es eben auch richtig Arbeit. Wahrscheinlich sollte ich mich mehr trauen, auch kleine Ideen und Gedanken in den Blog zu packen, aber dafür gibt es ja auch Kurznachrichtendienste wie Mastodon.
Eine Entscheidung, die ich nicht bereut habe: Immer wieder habe ich auch einfach Urlaubsfotos geteilt und Reiseberichte geschrieben, eine Übung, die mir sehr geholfen hat auch die große Bildungsreise auf der Balkanroute ins Blogformat zu bringen (Mein Reisebericht: Mit Hilfe konkret auf der Balkanroute für Flüchtlinge).
Prinzip POSSE
Irgendwann sehr früh habe ich etwas vom Prinzip “POSSE” erfahren, eine Abkürzung für Post (on Your) own site syndicate elsewhere. Auf deutsch: Poste den Inhalt auf deiner eigenen Seite und kündige ihn dann auf anderen Plattformen an. Mehr dazu hier: https://indieweb.org/POSSE. Das ist in Zeiten, wo soziale Netzwerke sich in immer kürzeren Zeiten zu überleben scheinen mehr als sinnvoll. War ich zu Beginn auf Twitter und Facebook sehr aktiv, bin ich da inzwischen komplett bzw. fast komplett raus und freue mich über die wachsende Bildungs-Community auf Mastodon, wo ich für den erfolgreichen Edu-Server bildung.social Moderationsaufgaben übernommen habe.
Geben ist selig, nehmen auch
Tatsächlich freut es mich, wenn von mir erstellte Inhalte genutzt werden. Für das Bibel Escape-Spiel bekomme ich zum Beispiel regelmäßig Emails mit der Frage nach der Lösung. Ich schaue mir auch gerne Statistiken an, um zu sehen, welche Inhalte besonders gut ankommen.
Andererseits profitiert man beim Bloggen sehr von Inhalten, die andere erstellt haben, etwa beim Schreiben der Ideen zur Jahreslosung, wo ich mich immer auf den Blogbeitrag von Tobias Faix freue. Irgendwann habe ich auch verstanden, dass Kuratieren mindestens so wichtig ist wie selbst schreiben, also das Aufbereiten von online verfügbaren Inhalten für eine bestimmte Zielgruppe.
Und die Kosten?
Immer noch kann ich meinen Hoster Nethosting4You sehr empfehlen, das Einstiegspaket im Shared Hosting kostet nur 2,49 Euro im Monat und man hat alle Freiheiten, die WordPress so bietet (siehe https://www.nethosting4you.de/shared-hosting/). Später kann man problemlos upgraden und der Telefonsupport ist einfach genial. Wenn ein Blog gut läuft, kann man über die VG Wort einiges wieder hereinholen, alle Infos dazu hier: https://www.vgwort.de/fileadmin/user_upload/Was_ist_METIS_Urheber.pdf.
Wendepunkt Gemeindepfarramt?
Als ich nach sechseinhalb Jahren Dozententätigkeit wieder zurück ins Gemeindepfarramt ging, stellte ich mir durchaus die Frage: Soll ich aktiv weiterbloggen? Lohnt sich das? Habe ich noch die Zeit und Kraft dazu? Einige Ideen wie das Escape Game zur Bibel hatte ich von der Fachstelle noch mitgebracht.
Die Zahl der Beiträge ist aber auf jeden Fall deutlich weniger geworden, zumal ich auch an anderen Stellen regelmäßig edu-blogge, zum Beispiel hier https://blogs.rpi-virtuell.de/minetest/ und hier https://blogs.rpi-virtuell.de/relidigital/. Aber einige Traditionen habe ich beibehalten: die Ideen zur Jahreslosung, wo ich jetzt immer eine Predigt teilen konnte. Die Rezensionen. Als Schwabe freut man sich, wenn man ein Buch kostenlos bekommt. Das habe ich irgendwann entdeckt, dass das geht. Gleichzeitig habe ich so eine Motivation, das Buch auch wirklich bis zu Ende zu lesen.
Als Corona kam, war das natürlich wieder eine Chance, digital aktiver zu werden. Manche Posts wie der Stationenweg zu den 10 Geboten sind in dieser Zeit entstanden.
Einen neuen Schub hat mir schließlich Mastodon gegeben und die Anregungen, die man dort bekommt. Dort bin ich nämlich auch auf diese Blogparade gestoßen.
Weiter Blogparaden-Beiträge
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit haben folgende Autor:innen – danke v.a. an Susanne Posselt – ebenfalls etwas zur Blogparade beigesteuert:
- Armin Hanisch
- Lars Fengler
- Fontanefan
- Erik Grundmann
- Herr Rau
- Hauptschulblues
- Andreas Kalt
- Jan-Martin Klinge (Halbtagsblog)
- Herr Mess
- Frau Schütze
Dein Kommentar?
Tatsächlich ist es immer eine besondere Freude, wenn jemand einen Beitrag kommentiert, was ich immer beim ersten Mal von Hand freischalte. Die meisten Kommentare, nämlich 55, hat dieser Beitrag, aber wer weiß, vielleicht schreiben ja ganz viele in den Kommentaren, dass sie hier gerne mitlesen und warum.
Pingback:Runde 5 der Edublogparade 2024: Warum schreibe ich einen Blog? - Herr Mess
Lieber Thomas,
du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich freue, dass du zu meinem Herzensthema geschrieben hast! Danke für deine wertvollen Gedanken. Tatsächlich ist die digitale Kirche, die ihre Mauern verlässt, für mich in den letzten Jahren ein Kraftort mit immer größer werdender Bedeutung geworden. Ich bin zwar kirchlich sozialisiert, singe seit Jahren in einem großen Chor und bin (auch) Religionslehrerin, eine richtige Heimatkirchengemeinde habe ich nach meiner Jugendzeit (die sehr lange her ist) aber nie mehr gefunden. Es macht mich nachdenklich, ist aber momentan nicht zu ändern. Über digitale Glaubensimpulse, wie ich sie auch auf deinem Blog finde, bin ich nicht zuletzt wegen meiner Krebserkrankung, die mich derzeit zwingt, größere Menschenmengen zu meiden, sehr froh. Danke dafür.
Auf das Prinzip POSSE bin ich übrigens auch bei dir gestoßen und versuche es für mich umzusetzen – sicher nicht ganz konsequent, aber immerhin diszipliniert es mich, den Blog auch wirklich zu pflegen.
Ich freue mich, weiter bei dir lesen zu können und grüße dich sehr herzlich
Susanne
Liebe Susanne, wow, ein Kommentar 🙂 Danke für deine sehr persönliche Rückmeldung! So etwas macht Mut, doch mehr zu teilen, als ich das von mir aus tun würde. Ich bin ja schon ein etwas untypischer Edublogger und staune durchaus, wie viele Leute mir auf Mastodon folgen, obwohl das Umfeld dort nicht sehr kirchen- und glaubensfreundlich ist. Aber ich sehe mal wieder, dass es doch viele Menschen gibt, die Glaube und Bildung auf eine positive Art und Weise verbinden. Geben ist halt seliger als nehmen 🙂
Es sind doch oft die letzten Fragen, die uns beschäftigen – ob gläubig oder nicht. Ich bin davon überzeugt, dass gerade in unserer säkularisierten Welt viele Menschen auf der Suche sind. Am Ende sind wir eben alle gleich.
Übrigens: Wer weiß, was ohne Luther und seine gedruckte Bibel aus unserer Schriftkultur geworden wäre? Bildung und Glaube hängen allein deshalb schon enger zusammen als manche Menschen vermuten würden.